Interkulturelles Lernen mit Kopf, Herz und Hand - Projekttag „Flucht, Vertreibung und Asyl“ am Gymnasium Marktoberdorf

Sechs Wochen lang Recherche, Informationen und Aktionen rund um das Thema Flucht, Vertreibung und Asyl

Wie ist das, wenn man seine Heimat verlassen muss? Was würdest du auf der Flucht mitnehmen? Woher kommen unsere Eltern und Großeltern? Diese und viele andere Fragen beantwortete der diesjährige Projekttag des Gymnasiums Marktoberdorf zum Thema „Flucht, Vertreibung und Asyl“. Für die Berichterstattung schickte der Journalistik-Kurs des Begabungsstützpunktes am Gymnasium Marktoberdorf (Leitung Claus Strunz) seine „Reporter“ (Lena Blind, Silvia Hartmann, Lara Schleich, Lara Schmidt, Katharina Speer, Franco Sterrantino und Christina Vögel) durch das Schulhaus. Hunderttausende Menschen fliehen unter Lebensgefahr aus ihrer Heimat, um Krieg und Terrorismus zu entkommen. Viele von ihnen finden vorerst Schutz in Deutschland. Trotz der großen Hilfsbereitschaft unzähliger Freiwilliger sind Vorurteile und eine teilweise schlimme Hetze im Netz leider verbreitet. Um sich aus der Fülle von wahren und halbwahren Informationen eine fundierte eigene Meinung zu bilden, initiierte die SMV der Schule ein Projekt von sechs Wochen Dauer. Darin konnten die Schüler der Jahrgangsstufen 5 bis 10 in ausgewählten Schulstunden, begleitet von ihren Lehrern, ein breites Angebot an Informationen und Aktionen erarbeiten, die am vergangenen Freitag präsentiert wurden. Einbezogen waren in die Vorbereitung bereichernde Gesprächsangebote von Fachleuten aus dem Landtag (Thomas Gehring sowie Dr. Paul Wengert), dem Landratsamt (Ralf Kinkel) sowie einigen Flüchtlingen, die auch bei der Umsetzung der Pläne tatkräftig mitarbeiteten.

Ausstellungen, Interviews, Filme, interkulturelle Spiele und ein beeindruckender "Flüchtlingsparcours"

Am Projekttag gab es – um nur Weniges aus der Fülle herauszugreifen - zahlreiche Plakatwände zu Vertreibung, Flucht und Integration, Interviews mit Flüchtlingen und jungen Berufsschülern, Filme (Talkshow der Klasse 8a), engagierte Sketche zum Thema „Vorurteile“ (Klasse 7m), eine Präsentation mit musikalischen Klängen aus Fluchtländern sowie eine aufschlussreiche Weltkarte, die die Herkunft von Schülern, ihren Eltern und Großeltern zeigte. Die Besucher zeigten sich außerordentlich beeindruckt von der Bandbreite des Angebotenen. „Die Kinder waren ganz angefressen vom Thema, haben sich sogar per WhatsApp zur Arbeit verabredet“, sagte eine Mutter. Besonders bemerkenswert war das Projekt „Flüchtlingsschicksal live erleben!“ der Klasse 7c. In einem Parcours zwischen den Regalen der Schulbibliothek sollte man die Identität eines Flüchtlings annehmen, erlebte z.B. die Gefahren bei der simulierten Überquerung des Mittelmeers und musste am Ende vor dem „Asyl Amt“ die Gründe für seine Flucht rechtfertigen: wirklich ein Projekt, das sehr unter die Haut ging! „Dadurch kann ich mir viel besser vorstellen, wie das bei einer Flucht ist und wenn man dann Asyl will“, meint die elfjährige Lara.

Arabische Spezialitäten von syrischen Spitzenköchen

Kulinarisch passend begleitet wurde der Tag durch Flüchtlinge unter der Federführung eines ehemaligen Hotelchefkochs aus Damaskus mit leckeren syrischen Spezialitäten: Kabsa, Makluba, Kufta, Bulgursalate und vieles mehr. „Das Kochen hat uns viel Spaß gemacht“, erzählt Mohammad A., „es war für uns eine sehr sinnvolle Tätigkeit, für die deutschen Gästen Spezialitäten unserer Heimat kochen zu können." Die Bilanz für diesen sehr ambitionierten Tag fällt eindeutig positiv aus: Schüler lernten mit Verstand und Herz dazu, Lehrer erlebten viele hochmotivierte Schüler, Eltern konnten erfahren, dass „Schule heute“ mit Projekten fruchtbringend über den Alltagsunterrichts hinaus wirken kann. Auch Schulleiter Wilhelm Mooser zeigte sich „sehr beeindruckt“ von Idee und Umsetzung seiner Schützlinge. Er sei froh, dass auch seine Schule einen sinnvollen Beitrag zu diesem wichtigen Thema leistet.

Thorsten Krebs (Text)
Claus Strunz (Fotos)