Die Anfänge: ein visionärer Bürgermeister

Als das "Deutsche Gymnasium Weißenhorn" bei Ulm Ende der 1950er Jahre aufgelöst wurde, weil die Infrastruktur - man "hauste" immer noch in alten Luftwaffenbaracken - bewarben sich bayernweit Städte um die Übernahme dieses musischen Gymnasiums. Die junge Stadt Marktoberdorf mit ihrem visionären Bürgermeister Anton Schmid bekam den Zuschlag vor Bad Wörishofen, sodass Stadtbaumeister Werner Soppa beauftragt wurde, weit außerhalb der Stadt ein Gymnasium samt Internat für etwa 600 Schüler zu planen.
Die Amtszeit des Gründungsdirektors Hans Hennemann begann im September 1962 und dauerte bis 1969, als er in den Ruhestand ging und von Dr. Hans-Peter Schmauch abgelöst wurde.
So wurde nach Jahrhunderten schulischer Bildungswüste buchstäblich auf einer grünen Allgäuer Wiese die „Bildungsprovinz“ Marktoberdorf geboren. Geschuldet war dies nicht nur dem enormen Bevölkerungsanstieg innerhalb von 120 Jahren (1840: 1.093; 1965: 9.736 Einwohner), sondern auch dem visionärem Weitblick von politischen Entscheidungsträgern wie dem Bürgermeister Anton Schmid, der sich gegen die weit verbreitete Oberdorfer Haltung: „A Gymnasium – des brauchts it!“ durchsetzen konnte.
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Ein Gymnasium auf der grünen Wiese

Mit dem Bau einer „Oberrealschule mit Deutschen Gymnasium“ fusionierte 1962 so der „Grüne-Wiese-Mythos“ (Marktoberdorf) mit dem „Weißenhorn-Mythos“: Eine als idyllische Wald-Heimat empfundene Schule in ehemaligen Luftwaffengebäuden zieht in einen dem Zeitgeist der späten 50er Jahre verpflichteten modernen Zweckbau – dafür werden sogar Bahnlinien verlegt! Eine neue Ära beginnt – auch für Marktoberdorf! So schreibt Anton Schmid in seinem Grußwort 1963:

„Mitten in der schönen Voralpenlandschaft, mit herrlichem Ausblick in das Gebirge, ist dieses Bauwerk entstanden, das den späteren Generationen von der enormen Entwicklung der Stadt und der fortschrittlichen Einstellung der Marktoberdorfer Bürger künden soll. Ein gewaltiger Schritt nach vorwärts ist damit im Marktoberdorfer Schulwesen getan worden und stellt gleichzeitig die Krönung des schulischen Aufbauwerkes dar.“

Marktoberdorf hat seinem Bürgermeister Anton Schmid und dessen ebenso mutigen wie zukunftsweisenden Entscheidungen viel zu verdanken, denn aus dem Kristallisationskern des Gymnasiums entwickelte sich Marktoberdorf innerhalb der nächsten Jahrzehnte zu einer wahren Schulstadt mit mehreren Grundschulen, einer Mittelschule, einer Realschule, einer Berufsschule und einem Sonderpädagogischen Förderzentrum. Diese bunt gefächerte Schullandschaft mit ihrem breiten Angebot kommt nicht nur den hiesigen Kindern und Jugendlichen zugute, sondern hat sich auch als echter Standortfaktor für die zahlreichen Industriebetriebe am Ort erwiesen.