"Jede Menge Sternschnuppen" und "Michelles Fehler" - Autorenlesung mit Martina Wildner

Nachdem die Mittel- und Oberstufenschüler im letzten Schuljahr schon Gelegenheit hatten, mit Thomas Brussig einen namhaften Autor „live“ bei einer Lesung zu erleben, sollten die Schüler der Unterstufe keineswegs zu kurz kommen. Deshalb lud die Fachschaft Deutsch die Jugendbuchautorin Martina Wildner zu einer Dichterlesung für die Fünft- bis Siebtklässler ein.
Martina Wildner, eine ehemalige Schülerin unseres Gymnasiums, hat mittlerweile drei Jugendbücher verfasst, die wirklich lesenswert sind: Ihr Debütroman „Liebe Isolde“ erschien beim renommierten Jugendbuchverlag Beltz & Gelberg und ist ein liebevoller und origineller Briefroman aus der Sicht der 13-jährigen Nora, die in San Francisco ihre Mutter besucht und dabei viele Abenteuer erlebt.

Erste Liebe, anonyme Briefe und ein unglaublich heißer Sommer

Für ihr zweites Buch „Jede Menge Sternschnuppen“ erhielt Martina Wildner den Peter-Härtling-Preis der Stadt Weinheim. Es handelt sich bei diesem Buch um einen ebenso lustigen wie spannenden Sommerroman mit einem rätselhaften Kriminalfall um einen toten Hund und natürlich auch einer Liebesgeschichte, denn „mit dreizehn muss man vom Zehner gesprungen sein und ein Mädchen geküsst haben, so viel steht fest.“
Passend zu den kurz bevorstehenden Sommerferien, las Martina Wildner zunächst aus diesem Buch – ihrem bisher erfolgreichsten. Es handelt von einem13-jährigen Jungen namens Viktor, der sich in den Sommerferien in die rothaarige Deborah verliebt, was anfangs wenig Erfolg versprechend zu sein scheint. Denn wie kann man schon ein Mädchen beeindrucken, das ohne mit der Wimper zu zucken und ohne einen Spritzer den schönsten Kopfsprung vom Zehn-Meter-Brett macht, den Viktor je gesehen hat? Doch als er mit ihr das Rätsel um seltsame anonyme Drohbriefe lösen muss, die seit einiger Zeit in dem Mietshaus, in dem er gemeinsam mit seinem Vater lebt, kursieren und die mit dem kürzlichen Verschwinden eines Cockerspaniels zu tun zu haben scheinen, kommen sich die beiden langsam näher. Wenn Martina Wildner Victors Geschichte liest, schafft sie es mit ihrem trockenen Humor nicht nur, ihre jungen Zuhörer immer wieder zum Lachen zu bringen, sondern sie zeigt mit ihren sympathischen, realistisch gezeichneten Romanfiguren auch, dass sie die nicht immer ganz einfache Zeit des Heranwachsens sehr wirklichkeitsnah und detailgetreu zu erzählen versteht. Um den Zuhörern ein möglichst breites Bild des Romans zu vermitteln, spannt sie geschickte Bögen zwischen den einzelnen Kapiteln, fasst Handlungsstränge schnell und witzig zusammen, sodass am Ende auch diejenigen, die das Buch nicht zuvor im Unterricht gelesen hatten, das Gefühl mit nach Hause nahmen, Viktor und seine Freunde schon ziemlich gut zu kennen.

Die Autorin im Gespräch mit Schülern ihrer einstigen Schule

Im zweiten Teil der etwa 90-minütigen Veranstaltung trug Martina Wildner dann aus ihrem dritten und jüngsten Werk, „Michelles Fehler“, vor. Das ist ein origineller und klug geschriebener Roman über ein 14-jähriges Mädchen, das – davon ist Michelle überzeugt – so viele Fehler macht wie sonst niemand auf der Welt. Dass hinter all ihrem Pech ihr persönlicher „Schutzengel-Sachbearbeiter“ Schmidt vom „Fehlerberechnungsamt“ steckt, ahnt Michelle natürlich nicht. Danach beantwortete Martina Wildner die vielen Fragen des jungen Publikums, die von fachkundigem und kritischem „Nachhaken“ zu Figuren und Motiven der Romane über Nachfragen zu ihren einstigen Lieblingsfächern (Latein und Sport!) bis hin zu persönlichen Hobbies und kulinarischen Vorlieben der Autorin reichten. Zum Abschluss signierte Martina Wildner die von den Schülerinnen und Schülern mitgebrachten oder gerade erworbenen Bücher und dankte dem Publikum für den tollen Empfang an ihrer alten Schule.

Thorsten Krebs