Gemeinsames Kochen mit Marktoberdorfer Asylbewerbern

Verderben viele Köche den Brei? Das wollten die Mitglieder des AK Asyl am Gymnasium Marktoberdorf einfach einmal ausprobieren, und so luden sie eine Gruppe afghanischer, syrischer und afrikanischer Asylbewerber, die an drei Nachmittagen in der Woche an der Schule Deutsch lernen, am kurzerhand zum gemeinsamen Kochen ein.

Natürlich sollte es ein typisches Gericht aus ihrer Heimat sein. Als Hauptgericht sollte es Turkman Palau geben, eine Art afghanisches Risotto mit Lammfleisch. Für den Nachtisch wollte Yasmin sorgen, die Frau eines syrischen Kursteilnehmers.

So drängten sich an einem Dienstagnachmittag Mitte März eine Menge Leute unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Alters  in zwei kleinen Internatsküchen zusammen, die alle beim Kochen mithelfen wollten.

Zunächst herrscht ein großes Durcheinander und Sprachengewirr: fehlende Küchengeräte müssen von überallher herbeigeholt werden, Anweisungen auf Dari und Syrisch werden ins Englische übersetzt, dazwischen unterhalten sich Hejo aus dem Senegal und Ismael aus Marktoberdorf beim Zwiebelschneiden auf Französisch über ihre Familien, während andere Schüler mit den syrischen Kindern spielen und staunen, wie gut die beiden älteren Jungen (6 und 7 Jahre alt) bereits Deutsch sprechen. Unter viel Gelächter diskutiert man darüber, ob der falsch eingekaufte Reis nicht trotzdem verwendet werden kann (nein, Reis ist nicht gleich Reis, wie wir ahnungslosen Europäer gerne denken!), wie die Karotten zerteilt werden sollen und ob Hakim das Lammfleisch nicht in kleinere Stücke schneiden sollte. Harun steht am Herd, rührt in den Töpfen und kontrolliert mit kritischem Blick, ob die Küchengehilfen seine Anweisungen richtig ausführen. In der unteren Küche hingegen jongliert Yasmin souverän wie eine Zauberin mit Zutaten, Töpfen, Backblech und den entsprechenden Gerätschaften, so dass die anwesenden AK-Mitglieder und Sprachlehrer kaum dazu kommen, ihre Hilfe anzubieten. Innerhalb von 2 Stunden hat sie auf diese Weise nicht nur zwei köstliche syrische Süßspeisen fertig gebacken, sondern auch noch eine weitere warme Mahlzeit zubereitet, so dass sich  zum Schluss alle noch gemeinsam um einen Tisch versammeln und miteinander essen können.

Das Reisgericht und die Kuchen werden am nächsten Tag im Gymnasium einer 10. Ethikklasse präsentiert bzw. serviert, die auf diese Weise Gelegenheit erhält, nicht nur einige Spezialitäten der orientalischen Küche zu probieren, sondern auch die Köche näher kennenzulernen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Noch gestaltete sich Letzteres schwierig, da die Deutschkenntnisse der Flüchtlinge noch nicht sehr weit reichen, doch das wird sich hoffentlich bald ändern, wenn weitere Begegnungen und gemeinsame Aktivitäten folgen.