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„Politik als Beruf“ – eine Gesprächsrunde mit MdB Susanne Ferschl und Bürgermeister Dr. Hell

Am Freitag vor den Faschingsferien besuchten auf Einladung der Fachschaft Sozialkunde eine ehemalige Schülerin und ein ehemaliger Schüler des Gymnasiums Marktoberdorf, die mittlerweile beide Berufspolitiker sind, unsere Schule für eine Gesprächs- und Fragerunde mit den Schülerinnen und Schülern der Q 12: die Bundestagsabgeordnete Susanne Ferschl (Abiturjahrgang 1992) und Bürgermeister Dr. Wolfgang Hell (Abiturjahrgang 1980).

Bei dieser Diskussionsrunde hatten die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, mit zwei „Praktikern“ aus der Bundes- bzw. Kommunalpolitik ins Gespräch zu kommen und der Frage nachzugehen, was es bedeutet, in politisch bewegten Zeiten wie diesen die Politik zum Beruf gemacht zu haben.

Das Themenspektrum war breit gefächert, sodass die Doppelstunde wie im Flug verging: Was sind die Herausforderungen und Motive politischer Arbeit heute? Welche Anforderungen werden an eine Bundestagsabgeordnete gestellt, womit hat ein Kommunalpolitiker zu kämpfen? Wie sieht der konkrete politische Alltag aus – in Berlin, im Marktoberdorfer Rathaus?

Erfahrungen aus Rathaus und Bundestag aus erster Hand

Susanne Ferschl und Dr. Wolfgang Hell nahmen sich viel Zeit, um die Fragen der Schülerinnen und Schüler zu beantworten und berichteten dabei auch aus ganz persönlicher Perspektive: Was heißt es, sich in unruhigen Zeiten wie diesen zu engagieren und zu exponieren, in denen Politiker nicht nur in den Sozialen Medien mit Hate Speech, Shit Storms und alternativen Fakten konfrontiert werden, sondern auch mit realen Gefahren (Attentate, Sachbeschädigungen, Bedrohungen der Familie etc.)?

Wichtig war den Schülern auch, auf die Hürden und Hemmnisse politischen Engagements hinzuweisen, gerade auch für junge Menschen. Woran liegt es, dass sich – trotz „Fridays for Future“ – immer noch recht wenige wirklich für Politik interessieren und sich selbst einbringen? Dr. Hell räumte ein, dass hier die Politiker eine Bringschuld hätten und durchaus noch mehr auf die junge Generation zugehen müssten, dass aber auch die Jugendlichen selbst eine Holschuld hätten, die darin bestehe, sich zumindest politisch zu informieren, um dann ab 18 Jahren auch vom Wahlrecht Gebrauch zu machen. Susanne Ferschl wies darauf hin, wie sehr auch die Schule zur politischen Bildung beitragen kann. Das müsse gar nicht immer nur im Sozialkundeunterricht geschehen, sondern auch durch Diskussionen und Projekte mit engagierten und mitreißenden Lehrern. Ihr Interesse für Politik jedenfalls sei seinerzeit durch ihren damaligen Deutsch-Leistungskurs-Lehrer, Herrn Neugebauer, geweckt worden, der mit seinen Schülern viel über aktuelle Politik diskutiert habe.

Nachdenken über politische Kultur und demokratische Werte

Bei dieser Fragerunde ging es nicht um parteipolitische Themen, vielmehr sollten die Schülerinnen und Schüler einen persönlichen und hautnahen Einblick in die Licht- und Schattenseiten von politischem Engagement bekommen. Denn gerade in Zeiten von zunehmender Polarisierung, sprachlicher und realer Gewalt in der Politik ist es wichtig, über unsere politische Kultur und unsere demokratischen Werte nachzudenken und hier konsequent Verrohung und Spaltung entgegenzuwirken. Die sachliche, konstruktive und wertschätzende Art, wie Frau Ferschl und Dr. Hell miteinander umgingen und die Fragen der Schüler beantworteten, zeigte auf vorbildliche Weise, wie echte Demokratie funktioniert: indem man einander zuhört, unterschiedliche Meinungen respektiert und im argumentativen Austausch gemeinsam nach Kompromisslinien sucht. Ein großes Dankeschön an Frau Ferschl und Herrn Dr. Hell für diesen interessanten Einblick in die politische Praxis „aus erster Hand“ und an die Schülerinnen und Schüler der Q 12 für ihre konstruktiven Beiträge!

Thorsten Krebs