Angriff auf Israel: Wir denken an unsere Freunde der Zafit High School in Kfar Menachem

Auch drei Wochen nach den schrecklichen Ereignissen in Israel ist unsere Schulgemeinschaft immer noch in Gedanken bei unseren Freunden der Zafit High School in Kfar Menachem. „Wir sind erschüttert,“ schrieben unsere israelischen Freunde per WhatsApp unmittelbar nach den brutalen Angriffen auf ihr Land, und „wir haben schlimme Tage und hoffen, es geht bald vorbei.“ Eigentlich hatten wir gehofft, in diesem Schuljahr 30 Jahre Partnerschaft gebührend miteinander feiern zu können, den Austausch nach den Corona-Jahren weiter zu stärken und auf die vielen gemeinsamen Jahre zurückzublicken. Eine Austauschgruppe aus acht SchülerInnen und zwei Lehrerinnen des Gymnasiums wollte am 8. Oktober nach Israel fliegen. Doch es kam anders. Unser israelischer Kollege, Tamir Gur, rief uns gleich am Morgen des 7. Oktober an, sprach von einer „severe security situation“ und wusste zu dem Zeitpunkt selbst noch nicht, wie furchtbar die Lage wirklich war. Seit diesem Morgen bangen wir um das Wohlergehen unserer Freunde und die Zukunft des Staates Israel.

   

"We are under heavy grief" - Stimmen unserer Kolleg*innen von der Zafit High School

Die Berichte unserer israelischen Kolleg*innen geben einen kleinen Eindruck dessen, womit unsere Freunde nun konfrontiert sind. So schreibt Tamir Gur, der Austauschkoordinator der Zafit High School, der vor 30 Jahren als Schüler Mitglied der allerersten israelischen Delegation in Marktoberdorf war: 

“Like everyone else in Israel, the community of Zafit and the Yoav Region is going through a very difficult time at the moment. It is one of the most difficult times Israel has ever known. There has been no situation like this before in Israel‘s history. In that inhumane attack by those inhumane terrorists, and in the military battles following the attack – many of us lost family relatives, friends or people we had known. Five of the soldiers who were killed in the battles so far are Zafit graduates. We are under heavy grief.”

Suche nach Sinn trotz der traumatischen Situation

Und dass noch weitere ehemalige Schüler und Schülerinnen oder deren Familienmitglieder bei den kommenden militärischen Aktionen ums Leben kommen, ist leider fast eine traurige Gewissheit. Die Sorgen der Israelis um ihre Kinder sind groß. Bei allem behalten sie aber die Hoffnung, dass bessere Tage kommen müssen. Ihr Mut und ihre Kraft in dieser für Israel schlimmsten Situation sind bewundernswert. So berichtet Anat Yanko-Orr, Mitglied des Austauschteams der Zafit High School, wie ihre Schüler*innen trotz der traumatischen Situation immer noch versuchen, ihrem Alltag einen Sinn zu geben:

“Today I talked to some of my students and asked them how they were doing. They shared with me the fact that they spend their time in their kibbutzim helping small children, organizing packages for soldiers, baking cakes and some of them also go to nearby army bases. They are searching for meaning in their daily activities. It expands the heart and gives hope and a sense of optimism.”

Eine andere israelische Kollegin schreibt: „Die Hamas wird uns und unsere Art zu leben nicht brechen. Gute Tage werden kommen und wir werden uns wiedersehen. Ich verspreche es euch.“ Der Brief der Zafit High School an unser Gymnasium endet mit den Worten: „Please send our thanks and regards to your school principal and to all staff members and students at Gymnasium Marktoberdorf. We love you and we hope to see you again soon in better times.”

Tiefes Mitgefühl und uneingeschränkte Solidarität mit unseren Freunden aus Israel

Das Gymnasium Marktoberdorf hat sein tiefes Mitgefühl und seine Solidarität mit unseren Freunden der Zafit High School unmittelbar nach dem Angriff der Hamas in einem Brief an die Schulleitung zum Ausdruck gebracht. Dass wir als Schulgemeinschaft in Gedanken und im Herzen bei unseren Freunden in Kfar Menachem sind, soll auch durch ein sichtbares Zeichen am Haupteingang der Schule deutlich werden (siehe Foto oben).

Ulrike Sommermann / Thorsten Krebs

 

Der Angriff der Hamas auf Israel - Hintergrundinformationen

Am Samstag, dem 7. Oktober 2023, wurde Israel von der islamistischen Terror-Organisation Hamas überfallen. Zeitgleich zu den massiven Luftangriffen drangen Hunderte Terroristen aus dem Gazastreifen in das Grenzgebiet nach Israel ein. Sie überfielen mit großer Brutalität Dörfer und Kibbuzim in Grenznähe. Allein im Kibbuz Be’eri wurden mehr als 100 Einwohner, darunter Frauen, alte Menschen, Kinder und Babys, auf grausamste Weise ermordet. Auf einem Musikfestival in der Nähe, das rund 3.500 Israelis besuchten, töteten die Terroristen mehr als 250 Personen.

Größte Anzahl ermordeter Juden seit dem Holocaust

An keinem anderen Tag seit dem Holocaust wurden mehr Juden ermordet als am 7. Oktober. Mehr als 200 Personen wurden von den Terroristen nach Gaza entführt und werden dort gefangen gehalten. Seit dieser Zeit hält der Raketen-Beschuss der Hamas aus Gaza auf Israel an, betroffen ist vor allem der Süden Israels mit den Städten Sderot und Aschkelon, aber auch in anderen Landesteilen wird immer wieder Raketenalarm ausgelöst. Das israelische Raketenabwehr-System „Iron Dome“ kann nicht alle Geschosse abfangen, so dass es auch in den letzten Wochen zu weiteren zivilen Opfern - mittlerweile 1400 getötete Israelis und über 5400 Verletzte - gekommen ist.
Israel hat zunächst mit Luftangriffen gegen die Hamas in Gaza reagiert. Laut israelischen Angaben sind mindestens 1.000 der Angreifer getötet worden, aus dem Gazastreifen werden rund 1.500 Tote gemeldet, unabhängig überprüfen lassen sich diese Angaben zurzeit nicht. Die militärische Antwort des Staates Israel führt auch zu Verlusten und großem Leid in der palästinensischen Zivilbevölkerung; die Verantwortung dafür trägt ausschließlich die Hamas. Wann eine israelische Bodenoffensive gegen die Hamas startet, ist momentan noch unklar. Mitte Oktober wurde ein erster möglicher Zeitpunkt einer Bodenoffensive verschoben – erst aufgrund des Wetters, dann aufgrund der palästinensischen Zivilisten, die mehr Zeit bekommen sollten, um in den Süden zu fliehen. Das israelische Militär hat die Zivilbevölkerung in Gaza aufgefordert, den nördlichen Teil des Gazastreifens zu verlassen, um bei einer Bodenoffensive gegen die Hamas möglichst Opfer unter der Zivilbevölkerung zu vermeiden.

Hamas missbraucht Bewohner des Gazastreifens als menschliche Schutzschilde

Von der Binnenflucht in den Süden des Gazastreifens wären rund 1,1 Millionen Menschen betroffen, die aber zum Teil von der Hamas aktiv an der Flucht gehindert werden, um sie in menschenverachtender Weise als „menschliche Schutzschilde“ einzusetzen. Durch die nochmals verlängerte Möglichkeit der Evakuierung der Zivilbevölkerung hat Israel mit seiner Bodenoffensive das Völkerrecht auf seiner Seite, da es sich aktiv um den Schutz der Zivilbevölkerung bemüht hat, bevor es von seinem Recht Gebrauch macht, sich gegen den brutalen Aggressor Hamas zu wehren, indem es versucht, diese Terrororganisation als Ursache für die Bedrohung und Tötung Tausender unschuldiger israelischer Bürger*innen militärisch auszuschalten. In einer auch im Ausland vielbeachteten Rede im Bundestag hat Bundeskanzler Olaf Scholz bekräftigt, dass die Unterstützung und Sicherheit Israels ein Teil der deutschen Staatsräson ist.

Einstimmige Resolution des Bundestags zur uneingeschränkten Solidarität mit Israel

Der Bundestag hat einstimmig über sämtliche Parteigrenzen hinweg eine Resolution verabschiedet, in der Israel die uneingeschränkte Solidarität zugesichert wird. In dieser Resolution fordert der Bundestag die Bundesregierung auf, „Israel vor dem Hintergrund der brutalen Angriffe gegen sein Land und unschuldige Bürgerinnen und Bürger volle Solidarität und jedwede Unterstützung zu gewähren.“ Der bayerische Kultusminister Dr. Michael Piazolo stellt sich ebenfalls unmissverständlich an die Seite Israels: „Bayern und Israel verbindet mehr als eine enge Partnerschaft: Die Menschen in Israel sind unsere Freunde und Begleiter, denen wir uns eng verbunden fühlen. Die Bilder, die uns in diesen Tagen erreichen, erschüttern mich und machen mich ganz persönlich tief betroffen. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien und auch bei unseren Mitbürgern hier in Bayern, die um Freunde und Verwandte in Israel bangen. Um es ganz klar zu sagen: Nichts rechtfertigt Gewalt und Terror. Und nichts wird uns davon abhalten, für die Freiheit und die Selbstbestimmung Israels einzustehen.“

Weiterführende Links:

Weitere Hintergrundinformationen und Links zur gegenwärtigen Situation in Israel findet man z. B. auf der Website der Bundeszentrale für politische Bildung sowie auf dem Online-Portal für politische Bildung des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB).

    

30 Jahre Freundschaft - unser Schüleraustausch mit der Zafit High School

30 Jahre. So lange bereits existiert unser Schüleraustausch mit Israel. Die Anfänge lagen in den 1990er Jahren, als beide Schulen auf Anregung der Musiklehrer Arthur Groß und Assa Barak begannen, Delegationen von Schüler*innen und Lehrkräften zu Besuchen ins jeweils andere Land zu schicken. Und gemeinsam haben wir viele wunderbare Begegnungen erlebt und auch schwierige Zeiten durchgemacht.

"Damit wir niemals vergessen - Damit wir uns immer besser verstehen."

Zu Beginn war sicherlich der Aufbau einer Freundschaft die größte Herausforderung, da es vielen israelischen Familien noch schwerfiel, mit dem Land der Täter Beziehungen aufzubauen. Später, in den Jahren von 2000 bis 2009, konnten auf Grund der Zweiten Intifada keine Besuche in Israel stattfinden. Und zur Corona-Zeit musste eine weitere Austauschbegegnung abgesagt werden. Dennoch konnten wir den Kontakt auch in dieser schwierigen Zeit durch gemeinsame Aufenthalte, etwa in Prag und Budapest, aufrechterhalten und die Freundschaft zwischen unseren Schulen weiter pflegen. Dadurch blieb unsere Freundschaft immer bestehen. „Damit wir niemals vergessen – Damit wir uns immer besser verstehen.“ So hatten wir den Grundstein unseres Austausches einmal beschrieben. Oder wie eine israelische Kollegin vor Jahren auf WhatsApp schrieb: Together forever! 

Ulrike Sommermann / Thorsten Krebs

Hier einige Impressionen aus den letzten Jahrzehnten unseres Austausches mit der Zafit High School, der für viele Schülergenerationen zu einem prägenden Erlebnis mit unvergesslichen Erinnerungen wurde: