"Schule des Wandels" - die Baugeschichte des Gymnasiums Marktoberdorf

Der Teppich leuchtete zwar nicht rot, sondern anthrazitfarben, ansonsten aber war an diesem Abend in der Aula des Gymnasiums alles wie bei einer rauschenden Filmpremiere: ein technisch bestens ausgestatteter Kinosaal, exzellentes Catering von amuse-gueules bis Popcorn und rund 200 begeisterte Zuschauer, die die Schüler des AK Film für deren Dokuthriller „Schule des Wandels“ am Ende mit stürmischem Applaus feierten.

Die Baumaßnahme als Dokuthriller im Mafia-Milieu

Der Arbeitskreis Film hatte den Auftrag bekommen, die dreijährige Sanierungsphase am Gymnasium filmisch zu dokumentieren. Doch weil den acht Schülern und ihrem Lehrer Thorsten Krebs Themen wie „Wärmeverbundsysteme“ und „Erfolgscontracting“ für einen abendfüllenden Film doch etwas zu trocken erschienen, entwickelten sie im Laufe der Dreharbeiten ein ganz neues Genre – den Dokuthriller: ein Superheld im quietschgelben Raumanzug fliegt mit seiner Zeitmaschine in die Vergangenheit, um die Baugeschichte des Gymnasiums Marktoberdorf zu erforschen. Wenn ihm das nicht rechtzeitig gelingt, droht Ungemach „vom größten Paten der Stadt“ alias Schulleiter „Don Willi“ Mooser.

Eine Hightech-Zeitreise mit Greenscreen, Drohnen und Computeranimationen

Auf seiner Zeitreise begegnet Heinz Ellmann, so der vielsagende Name der vom 16-jährigen Franco Sterrantino überzeugend gespielten Filmfigur, vielen historischen Gestalten von Konrad Adenauer bis zu den Beatles, bis er schließlich im Marktoberdorf der 1960er Jahre landet. Von hier ab zeichnet der Film mittels Interviews und Expertenerläuterungen in informativer Weise die Baugeschichte des Gymnasiums von der Entstehung bis zum Abschluss der Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten 2014 nach. Dank technisch aufwendiger Raffinessen wie Greenscreen-Aufnahmen, Langzeit-Zeitraffersequenzen, Computeranimationen und sogar Drohnenflügen ist ein kurzweiliger 80-Minüter entstanden, dessen Höhepunkt ein echter Coup war: Eine unmittelbar vor Filmbeginn inszenierte technische „Panne“ wurde von den Schülern gefilmt, während des laufenden Films schnell geschnitten und dann per Videomischpult nahtlos in die Handlung eingefügt, sodass die überraschten Zuschauer in einer Art déja-vu das soeben Erlebte (und sich selbst) am Ende quasi „live“ auf der Leinwand sehen konnten.

Drei Jahre Recherche, Interviews, Drehbuchschreiben, Filmen und Schneiden

Drei Jahre lang hatten die Schüler des AK Film gemeinsam mit ihrem Lehrer Thorsten Krebs den Baualltag der Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten seit 2011 in seinen verschiedenen Phasen gefilmt, Interviews mit den Beteiligten vom Architekten über die ausführenden Handwerker und Bauarbeiter bis hin zu Schülern, Eltern, Lehrkräften und zum Kultusminister geführt, in Archiven gestöbert, Zeitzeugen gehört, Drehbücher und Storyboards verfasst und den Film schließlich bearbeitet und geschnitten.

Ausstellung "Von der Idee zum Film"

Eine kleine Ausstellung „Von der Idee zum Film“ zeichnete die Entstehungsgeschichte des Dokumentarfilms mit Orginalskizzen, Storyboards, Drehbuchentwürfen und Impressionen von den Dreharbeiten und Workshops in

 


der Zeit von April 2011 bis Sommer 2014 nach und vermittelte einen anschaulichen Eindruck von der Komplexität dieses Projekts.

Dank an alle Beteiligten und Einladung in die Filmburg

Nach der gelungenen Premiere bedankten sich Schulleiter Wilhelm Mooser und AK-Leiter Thorsten Krebs bei den jungen Filmemachern Philipp Höbel (Q12), Max Sternitzke, Nicolas Seemüller (Q11), Katrin Erhard, Hannah Kronschnabl, Laura Bottner, Robert Samuel, Franco Sterrantino (alle 10. Klasse) für deren außergewöhnliches Engagement während der dreijährigen Drehzeit. Spontan kam am Ende Monika Schubert, die Leiterin der Theaterschule Mobilé, auf die Bühne, um den Schülern zu dieser „Meisterleistung“ zu gratulieren und ihnen als Anerkennung Freikarten sowie eine Technik-Führung hinter die Kulissen der Filmburg zu schenken. Nach diesem kurzweiligen Premierenabend darf man schon gespannt sein auf die nächsten Filmprojekte des Arbeitskreises Film.