Integration mithilfe von Mathematik

Nachdem der AK Asyl zu Beginn des vergangenen Schuljahres ein wenig Mühe hatte, wieder in Gang zu kommen, wurde im zweiten Halbjahr eine neue Initiative gestartet. In Absprache mit Kollegen der Mittelschule organisierten wir eine wöchentliche Mathenachhilfe für Flüchtlingskinder. So treffen sich seit dem 21. Februar jeden Dienstag und Mittwoch in der Mittagspause Gymnasialschüler aus verschiedenen Klassenstufen mit syrischen Jugendlichen, um sie in die verschiedenen Rechenarten einzuführen, mit ihnen das Malnehmen und Teilen zu üben und sie mit den deutschen Zahlen und Maßeinheiten vertraut zu machen. Mit großem Engagement widmen sie sich ihrer neuen Aufgabe und legen dabei beeindruckende Autorität und pädagogisches Geschick an den Tag.


Erlernen von Grundlagen in Mathematik und Überwindung der Sprachhürde

Da die Flüchtlinge bei ihrer manchmal monatelangen Odyssee durch verschiedene Länder oder während des Aufenthalts in syrischen und türkischen Flüchtlingslagern häufig keine Gelegenheit hatten, zur Schule zu gehen, fehlen ihnen oft wichtige Grundkenntnisse in Mathematik, die sie jetzt nachholen müssen. Hinzu kommen die sprachlichen Schwierigkeiten, die vor allem bei den zahlreichen Textaufgaben ein nicht zu unterschätzendes Hindernis bedeuten. Das stellt die jungen Nachhilfelehrer vor besondere Herausforderungen. Wie erkläre ich jemandem, der die deutsche Sprache nur unzureichend beherrscht, wie Multiplizieren und Dividieren funktioniert, was Dezimeter sind, wie man eine Fläche berechnet oder wie er eine Fallbeschreibung in einzelne Rechenoperationen zerlegen kann? Da sind Phantasie und unkonventionelle Methoden gefragt!

Gemischte Teams aus deutschen Schülern und arabischen Muttersprachlern

Zum Glück sind in jedem Nachhilfeteam auch arabische Muttersprachler dabei, die dolmetschen können, wenn einer der Lerner einmal gar nichts versteht. Neben Aly Otaifi und Sarah AlAbdullah, die selbst erst vor 1 ½ Jahren aus Ägypten bzw. Syrien  nach Deutschland gekommen sind und unser Gymnasium besuchen, stehen uns noch zwei erwachsene Asylbewerber zur Seite, um bei Verständnisproblemen zu helfen und den einen oder anderen Sachverhalt erst einmal auf Arabisch zu erklären. So können auftretende Sprachbarrieren meist schnell aus dem Weg geräumt werden. Und es sind nicht nur die „Schüler“, denen Befriedigung und Stolz aus den Augen strahlt, wenn wieder eine Aufgabe erfolgreich bewältigt wurde!

Ulrike Sommermann