Zeitzeugen des Kriegsendes 1945 und der unmittelbaren Nachkriegsjahre berichten von ihren Erinnerungen
Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa – ein Datum, das sich heuer zum 80. Mal jährt. Aus diesem Anlass lud die Fachschaft Geschichte des Gymnasiums Marktoberdorf einige hochbetagte Mitbürgerinnen und Mitbürger an die Schule ein.
Die älteste Zeitzeugin Frau Irmgard Weinhart (Jahrgang 1931) sagte in einem Vorgespräch: "Ich bin schon ein wenig aufgeregt. Ich habe noch nie vor einer Schülergruppe gesprochen. Aber diese Geschichten dürfen nicht vergessen werden."
Jeweils zwei Zeitzeugen erzählten in der Schulbibliothek den vier 9. Klassen von ihren Erinnerungen an die Kriegswirren, das Kriegsende und die Ankunft der Amerikaner. Je nachdem, wo sie sich als Kinder befanden, berichteten sie von Bombennächten im Luftschutzkeller, Schulunterricht in Wirtshäusern, französischen Kriegsgefangenen und polnischen Zwangsarbeitern, von Not und Mangel an allem – Nahrung, Kleidung, Schuhen, Heizmaterial – oder von einer Evakuierung aus der Großstadt auf einen abgelegenen Weiler, wo man zwar in sehr beengten Verhältnissen lebte, dafür aber weitgehend in Sicherheit war und vom Krieg wenig mitbekam. „Die Geschichten der Zeitzeugen waren für mich persönlich ein besonderer und gleichzeitig erschreckender Einblick in die Vergangenheit“, sagte danach eine der Schülerinnen. Durch die anschaulichen und bewegenden Erzählungen über das Leben bei Kriegsende habe sie sich viel besser in die Zeit vor 80 Jahren hineinversetzen können.
Die Schülerinnen und Schüler hörten aufmerksam zu und stellten viele Fragen: Gab es auch unbeschwerte Momente? Wovor fürchteten Sie sich am meisten? Wie verhielten sich die amerikanischen Besatzungssoldaten gegenüber Kindern? Sahen Sie zum ersten Mal Menschen mit anderer Hautfarbe? Ist Ihr Vater/Sind Ihre älteren Brüder wieder aus dem Krieg zurückgekehrt? Wovon haben Sie geträumt? „Besonders berührt haben mich die Trennung der Kinder von ihren Familien und der Todesmarsch von KZ-Häftlingen, den sie miterlebt haben.", hörte man von einer weiteren Schülerin. Das Gespräch mit den Zeitzeugen habe ihr aus erster Hand vermittelt, „wie sehr der Krieg das Leben der Menschen verändert hat.“ Eine Mitschülerin ergänzte, dass ihr die Zeitzeugenberichte gezeigt hätten, „wie wichtig Frieden und Zusammenhalt heute sind und dass wir aus der Vergangenheit lernen müssen."
Eine ganze Reihe von Schülerinnen und Schülern blieb auch nach Ablauf der jeweils 90minütigen Veranstaltung in der Bibliothek, um noch mehr Geschichten und Erlebnisse von den Zeitzeugen zu erfahren. Dies zeigt, wie wichtig solche historischen Berichte aus erster Hand sind, denn durch sie wird das im Unterricht vermittelte Fachwissen um eine biographische, menschlich-emotionale Ebene erweitert und erfahrbar gemacht.
Die Geschichtsfachschaft bedankt sich an dieser Stelle nochmals ganz herzlich bei den Erzählerinnen und Erzählern Irmgard Weinhart (Jahrgang 1931), Jutta Jandl (Jahrgang 1936), Klaus Romberg (Jahrgang 1936), Hans Schweiger (Jahrgang 1938), Manfred Breitruck (Jahrgang 1938), Dietlhild Fröschl (Jahrgang 1939) und Wilhelm Propach (Jahrgang 1936), die einen tiefen Eindruck bei den Schülerinnen und Schülern hinterlassen haben.
Claudia Miller
In einer Nachbetrachtung der Begegnung mit den Zeitzeugen äußerten sich/ schrieben einige Schülerinnen wie folgt:
"Die Erzählungen der Zeitzeugen haben mich sehr bewegt. Durch ihre persönlichen Geschichten konnte ich das Leid, die Angst und den Alltag im Krieg viel besser nachvollziehen. Besonders die Berichte über Bombennächte und den Todesmarsch haben mich beeindruckt. Diese Eindrücke haben mir gezeigt, wie wichtig Frieden und Zusammenhalt heute sind und dass wir aus der Vergangenheit lernen müssen." (Anna Gebler)
"Das Gespräch mit den Zeitzeugen[...] hat mir gezeigt, wie sehr der Krieg das Leben der Menschen verändert hat. Besonders berührt haben mich die Trennung der Kinder von ihren Familien und der Todesmarsch [von KZ-Häftlingen], den sie miterleben mussten. " (Antonia Fischer)
"Die Geschichten der Zeitzeugen waren für mich persönlich ein besonderer und gleichzeitig erschreckender Einblick in die Vergangenheit. Durch ihre Erzählungen über das Leben bei Kriegsende vor genau 80 Jahren konnte ich mich [...] viel mehr in die Lage der damaligen Zeit versetzen. Für dieses Angebot unserer Schule bin ich sehr dankbar (, denn sonst hätte ich vermutlich nie die Qualen und Schmerzen der Opfer und Überlebenden nachempfinden können)." (Juliana Lieberg)