Fotos: Noah Jauchmann (10c), Thorsten Krebs

Riesenapplaus für über 300 junge Musikerinnen und Musiker

Mit endlich passendem Wetter und dem Frühjahrskonzert des Gymnasiums Marktoberdorf im Modeon meldete sich der Frühling zurück. In seiner Begrüßung wies Oberstudiendirektor Willi Mooser darauf hin, wie intensiv sich die Ehemaligen an solche Ereignisse erinnern und daran einen guten Teil des Wertes ihrer Schulzeit festmachen.

Wie immer eröffnete die Unterstufe den Abend. In bunter Kleidung entführte ihr Chor bei geheimnisvollem Licht mit dem „Urwaldsong“ in ein aufregendes Biotop. Auswendig singend, mit hingebungsvoller Aufmerksamkeit und sichtlicher Freude folgte er Stefan Wolitz bei einer spannenden Exkursion. Manfred Eggensberger sorgte am Klavier für die nötige Ausrüstung.

Das Nachwuchsorchester (Leitung Stephan Dollansky) hielt sich lieber im angelsächsischen Raum auf. Zwei volksliedhafte Traditionals wurden mit beachtlicher Sicherheit und Gestaltungsvielfalt geboten, danach bereitete das Orchester sich und den Zuhörern mit „The Muppet Show Theme“ von J. Henson und S. Pottle ein besonderes Vergnügen.

Nur kleidungsmäßig war damit die bunte Abwechslung vorbei, ab jetzt herrschte seriöses Schwarz. Auf die Ausgelassenheit des vorigen Stückes folgte jetzt ein „Evening Prayer“ von O. Gjeilo, gesungen vom Vokalensemble der Oberstufe (Leitung Stefan Wolitz). Der kontemplative Gehalt wurde durch die Kommentare des Tenorsaxofons von Udo Schmid vertieft und  von Katharina Röhrig am Klavier unterstützt.

In den drei Beiträgen des Jugendchors Ostallgäu (Stefan Wolitz) ging es um ganz unterschiedliche Aspekte der Liebe. Unübersehbares Wangenrot führte in Robert Schumanns „Es ist verraten“ auf die Spur eines aufgeregten Gefühlszustandes. „Die Wasserfee“ trieb in einer anschaulichen Vertonung von Rheinberger ihr attraktiv-verhängnisvolles Unwesen. Geradezu schmerzlich berührte „Wherever you are“, in dem P. Mealor die Feldpost getrennter Liebender umsetzt. Gegenüber der Hundertschaft des Chores war das Klavier nur zahlenmäßig unterlegen, aber dank der differenzierten Kompositionen sowie der Kompetenz von Jutta Pockrandt  durchaus gleichwertig. Wäre nicht ein A-cappella-Beitrag eine schöne Ergänzung dieses wie immer hochwertig musizierten Programms gewesen?

Wenn ein üppig besetztes Sinfonieorchester durch die kleine Tür des eisernen Vorhanges auftritt, dann hält der Auftrittsbeifall kaum lange genug durch. Und wenn es die Vorbühne beinahe überfüllt, dann muss der Dirigent (Stefan Dollansky) schon heraufhüpfen, um an sein Pult zu gelangen. Die „English Folk Song Suite“ von Ralph Vaughan-Williams gruppiert zwei marschartige Ecksätze um ein besinnliches Intermezzo. Vom Oboensolo bis zu Trommelklang und Dudelsackefekten bereitet der Komponist dem Orchester einen Leckerbissen nach dem anderen, welches sie sicher, kompakt und gut zubereitet an seine Konsumenten weiter gab.

Um zu zeigen, auf welchem Niveau hier musiziert wurde, soll darauf hingewiesen werde, dass das folgende „Bacchanale“ aus „Samson und Dalila“ von Camille Saint-Saens im Wettbewerb der Laienorchester, vom Bayerischen Rundfunk ausgerichtet, das Gewinnerstück war. Auch ohne dieses Wissen honorierte das Publikum die mitreißende Wiedergabe mit einem Riesenapplaus.

Den Schlusspunkt setzten diesmal Bigband und Mittelstufenchor (Susanne Holm). „Rock with You“ von R. Temperton gab die instrumentale Einleitung. Es folgten drei Arrangements von Michael-Jackson-Songs. Mit einer Einführung in deren Textgehalt hätten Uneingeweihte noch besser folgen können. Darüber hinaus gab es gelenkige Unisono-Passagen, gut ausgehörte interessante harmonische Wendungen und bemerkenswerte Mikrofonsoli zu bestaunen.

Mit Blumen für das Dirigententrio, die Begleiterinnen und das allerjüngste Geburtstagskind und langem Schlussbeifall endeten zwei Stunden voller erwartetem und erfülltem Musikgenuss.

Wilhelm Propach
mit freundlicher Genehmigung der "Allgäuer Zeitung"